Sonntag, 22. November 2015

#3 Wo ist mein Ort?

Wenn man nicht an seinem Ort ist, ist es einem egal, wo man ist. Abbas Maroufi, Iranischer Schriftsteller

Gestern habe ich meine B1 Prüfung abgelegt. Ich habe gut geschrieben und bin mir sicher, dass ich bestehen kann. Dann kann ich weitersehen und… .
Eigentlich wollte ich diesen Post über die Prüfung schreiben. Aber zuvor hat mich etwas nachhaltig beeindruckt:
Ein sehr berühmter iranischer Schriftsteller, der seit 20 Jahre in Deutschland wohnt, hat angekündigt, dass er in den Iran zurück fahren will.
 Abbas Maroufi, 58 Jahre alt, hat viele Romane geschrieben und seine Werke sind wichtig in der iranischen Literatur.
Maroufi war unter Druck vor der iranischen islamischen Regierung. So hat er vor 20 Jahren den Iran verlassen und ist nach Deutschland gekommen. Er hat einen Buchladen in Berlin und er ist Gründer eines persischen Verlags in Deutschland, der iranische Bücher publiziert.
Maroufi lehrt den jungen Schriftstellern Literatur und Schreiben in seinen Schreibenwerkstätten.
Er hat einen Literaturpreis gegründet, der “Gardoon” heißt.
2009 kam sein Theaterstück, “und der Herr schuf die Kuh”, auf die Bühne.

Heute, am 22. November, hat Maroufi auf Facebook geschrieben:
“20 Jahre sind vergangen, seit ich am 1. März 1996 vor Said Emami und seiner entsetzlichen Gruppe nach Deutschland geflüchtet habe… Jetzt habe ich mich entschieden, am 1. März 2016 öffentlich in den Iran zurück zu gehen. Nichts kann mich daran hindern. Kann etwas?”
Ich habe Maroufi aus der Nähe noch nicht gesehen. Aber laut seiner letzten zweiten Romanen, kann man begreifen, dass er seine Heimat wirklich vermisst.
Ich habe schon von den Leuten, die ihn kennen, gehört, dass er sich in der Fremde nicht adaptieren konnte. Er konnte sich hier nicht eingewöhnen.
Alle wissen, dass es für ihn sehr gefährlich sein könnte, in den Iran zurück zu gehen. Die iranische Regierung hat im lezten Monat mindestens sechs Journalisten verhaftet.
Maroufi ist vom Iran ungesetzlich geflüchtet. Er hat viel Artikel gegen die iranische Regierung geschrieben. Sein letzter Roman ist nur im Ausland (nicht im Iran) verlegt worden.
Ich kenne schon einige iranische Journalisten und politische Aktivisten, die in den Iran zurück gefahren sind. Und jetzt sind sie im Gefängnis oder haben viele Probleme.
Niemand von ihnen ist so bekannt wie Maroufi.
Ich denke er ist der berühmste Aktivist, der in den Iran zurück gefahren ist oder fahren will.

Maroufis Buchladen in Berlin
Was mich beeindruckt hat: Maroufi ist erfolgreich, bekannt, ein guter Schriftsteller und es sieht so aus, als ob es ihm gut geht.
Aber nun ist er müde geworden und trozt der Gefahren, die ihn bedrohen, will er zurückkehren.
Daher frage ich mich, als ein junger neuer Migrant, dem Kultur und Politik in seinem Heimat wichtig sind, was ich hier mache!
Dieses Land gefällt mir. Die Freiheit, die Toleranz, die Demokratie, das freie Studium, die gute Universität, alles ist, was ich immer wollte.
Ich werde Deutsch lernen, ich werde studieren, ich werde politische und kulturelle aktiv sein, ich werde lesen, ich werde schreiben, ich werde mich verlieben und… .
Vielleicht werde ich ein Erfolgsmensch. Vielleicht geht alles gut. Vielleicht könnte ich alles machen, wie ich es mag… .
Und dann?
Kann man im Ausland wirklich glücklich sein?
Ich überlege immer, immer darüber. Ich denke immer, wenn ich im Iran gebelieben wäre, was würde passieren?
Ein Migrant, besonders wer sich für Politik und Kultur interessiert, hat immer schon diese Frage dabei: Habe ich das richtig gemacht?
Maroufi hat in seinem letzten Roman geschrieben:
“Eine Eigenheit des Exils ist, dass es die Ausgeleichenheit des Menschen zerstört. Wenn man nicht an seinem Ort ist, ist es einem egal, wo man ist. Es ist wichtig, dass man nicht an seinem Ort ist!”
Wo ist mein Ort? Meine Heimet, wo ich verhaftet wurde, keine Freiheit hatte und nichts machen konnte, aber geboren bin? Oder hier, wo ich weiterkommen, lernen und studieren kann, Freiheit habe, aber nicht hingehört…?
Das ist hier die Frage!

2 Kommentare:

  1. Ich bewundere Ihren Mut gleich das Gelernte in die Tat umzusetzen. Schreiben Sie weiter!

    AntwortenLöschen
  2. Das sehe ich genauso!

    AntwortenLöschen